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Montag, 22.09.2025 bis Freitag, 26.09.2025 (15:00 – 15:15 Uhr)
"Gott ohne Gott"? Karl Barths Hiobauslegung und eine Hiobin des 20. Jahrhunderts.
Veranstalter: Erwachsenenbildung
Veranstaltungsort: Abtei Marienstatt
Referentin: Prof. Dr. Magdalene L. Frettlöh, Bern
"Denn ihr habt nicht die Wahrheit über mich gesprochen wie mein Diener Hiob." Mit diesen Worten setzt Gott selbst in Hiob 42,7 die heftigen Klagen und Anklagen Hiobs ins Recht und dessen Freunde ins Unrecht. Während Hiob Gott gegenüber auf seine Unschuld pocht und beim besten Willen nicht erkennen kann, mit welchem Fehlverhalten er ein solches entsetzliches Leiden «verdient» habe, versuchen die Freunde Hiobs, gefangen in der Theologik des längst brüchig gewordenen Tun-Ergehen-Zusammenhangs, Hiob die Schuld an seinem Schicksal zu geben, um Gott davon freizusprechen. Sie verteidigen Gott – auf Kosten Hiobs.
Karl Barth, der prominenteste deutschsprachige Theologe des 20. Jahrhunderts, hat in seiner Kirchlichen Dogmatik (KD) eine ebenso ungewöhnliche wie anregend-aufregende Interpretation des Hiobbuches vorgelegt: Ihn interessiert, wie Hiob damit umgeht, dass ihm sein Gott völlig fremd und unkenntlich, ja zu seinem «gefährlichsten und bittersten Feind» geworden ist, gleichsam zu einem «Gott ohne Gott». Dass ausgerechnet Gottes Nähe und Treue ihn in einen Abgrund des Leidens stürzt. Mit Gott nicht fertig werdend, sondern mit ihm streitend und ringend, wird Hiob für Barth zum wahrhaftigen Zeugen Gottes, zu einem Vorläufer Jesu Christi in dessen prophetischem Amt. So wie Hiob dürfen und sollen Menschen Gott mit dem himmelschreienden Leiden konfrontieren und zur Verantwortung ziehen. Der biblische Gott braucht keine Verteidiger:innen, aber Kläger:innen, die Gott beim Wort nehmen und an SEINE Versprechen erinnern. Wir Menschen sind ohnehin nicht in der Lage, die Theodizeefrage zu beantworten. Jene uralte Frage, wie es so schlimm um unsere Welt bestellt sein kann, wenn sie doch von einer allmächtigen, gütigen, gerechten und in IHREM Tun verstehbaren Gottheit regiert wird. Aber wir sollen sie Gott ins Angesicht schreien, auf dass Gott sie uns beantworte.
Die Seminarwoche in der Abtei Marienstatt erschließt – im Wechselschritt zwischen biblischen Texten und KD-Passagen (die vorher an die Teilnehmenden versandt werden) – diese Hiobauslegung Barths, mit Seitenblicken auch auf die in der Bibel namenlos bleibende Frau Hiobs. Und sie bringt Hiobs Streiten mit Gott ins Gespräch mit den – oft noch verwegeneren – Klagegedichten der Kärntner Poetin Christine Lavant (1915–1973), einer Hiobin des 20. Jahrhunderts. Zugleich wird Raum sein, eigene Erfahrungen mit dem Hiobbuch und der Hiobgestalt – in der persönlichen Spiritualität, in der Seelsorge, in der Predigt (zur aktuellen Predigtperikopenordnung gehören fünf Hiobtexte: Hi 2,1–13; 14,1–17; 19,19–27; 23,1–17 und 42,1–6) … einzubringen. Neben den Psalmen gibt es kein anderes biblisches Buch, das uns so viel Freiheit im Reden mit und von Gott zumutet wie das Hiobbuch.
Im Teilnahmepreis in Höhe von 295 Euro inbegriffen sind Seminarleitung, Seminarmaterial, vier Übernachtung im Einzelzimmer mit Dusche und WC, sowie drei Mahlzeiten pro Tag. Nicht im Preis inbegriffen ist die Anreise. Bettwäsche und Handtücher sind mitzubringen oder können gegen einen einmaligen Aufpreis von 12,50 Euro vom Gästehaus der Abtei gestellt werden.
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Details zum Veranstaltungsort
Abtei Marienstatt
Streithausen
57269 Streithausen